Mitarbeiter:innen: Irina Mostovaia, Marie-Louise Bartsch (Hamburg)

Ein großer Teil des kommunikative Alltags wird derweil digital über diverse Messenger-Dienste organisiert. Um auf Personen zu verweisen, stehen den Beteiligten diverse Verfahren pronominaler Bezugnahme zur Verfügung, wobei die Vermitteltheit der Chat-Situation einen Komplexitätszuwachs der Referenzextensionen der jeweils verwendeten pronominalen Form andeutet. Ziel dieses Teilprojekts ist es daher, pronominale Verfahren der Bezugnahme auf beteiligte und nicht beteiligte Personen der Chat-Situation datenbasiert herauszuarbeiten und systematisch zu beschreiben. Dafür werden konstruktionsgrammatische und interaktionslinguistische Methoden kombiniert und in gebrauchsbasierten Analyseverfahren auf ein Korpus von WhatsApps-Chats aus der Datenbank Mobile Communication Database 2 (https://db.mocoda2.de/) angewandt. Im Fokus stehen dabei die folgenden Pronomen: die Personalpronomen ich,duersiewir, ihr, das Indefinitpronomen man und die Demonstrativpronomen derdie. Mit Hilfe der statistischen Netzwerkanalyse werden für die o.g. Pronomen Musterhaftigkeiten von pronominalen Bezugnahmen auf Personen in WhatsApp-Chats ermittelt und sowohl formal als auch funktional beschrieben. In Bezug auf die Formanalyse sollen Kollokationsmuster sowie phonographische Formen der im Projekt fokussierten Pronomen erfasst werden. Die systematisch ermittelten Muster stellen schließlich die Basis für funktionale Analysen, die unter Anwendung des sequenzanalytischen Zugriffs u.a. folgende Fragestellungen verfolgen: (1) Welche interaktionalen Funktionen übernehmen einzelne Kollokationsmuster und wann lassen sie sich als Konstruktionen auffassen? (2) Welchen Beitrag leisten sie zur Perspektivierung von Situationen und zur sozialen Positionierung? (3) Welche Auswirkung auf die Personenreferenz und somit auf den Pronomengebrauch haben die technischen Bedingungen bzw. Affordanzen der WhatsApp-Kommunikation?

Um Frage (3) zu bearbeiten, wird ein projektübergreifender Austausch mit dem methodisch kompatibel angelegten Teilprojekt 3 angestrebt. Weil im Teilprojekt 3 norddeutsche Tischgespräche untersucht werden, soll der Vergleich fundierte Aussagen zur potenziellen Rolle des kommunikativen Rahmens sowie der sprachlichen Materialität für den Pronomengebrauch zur Herstellung der Referenz ermöglichen.